In der bisherigen Literatur wurde der Begriff Steh-Sitz-Dynamik bisher in der Regel als häufiger Wechsel der Körperhaltungen zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen bei der Büroarbeit definiert. Der Begriff ‚Steh-Sitz-Dynamik’ bringt allerdings nicht zum Ausdruck, dass dieselbe Dynamik – in umgekehrter Bewegungsrichtung – auch für das gleichermaßen gesundheitsschädliche Pendant, das Dauerstehen, von essenzieller Bedeutung ist. Deshalb unterscheidet man heute ‚Steh-Sitz-Dynamik’ und ‚Sitz-Steh-Dynamik’: Sprachlich werden damit nur die verschiedenen Tätigkeitsprofile und Bewegungsrichtungen zum Ausdruck gebracht. Entscheidend ist der ständig wiederkehrende Wechsel zwischen den Positionen. Denn beiden Begriffen liegt die Erkenntnis zu Grunde, dass es gilt, „das rechte Maß“ zu finden und den Arbeitsalltag im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung zu setzen.

 

Der Wechsel macht’s

Hinter der Sitz-Steh-Dynamik verbirgt sich „der Wechsel vom Sitzen zum Stehen (also von unten nach oben) mit dem Ziel, die einseitige Belastung durch langes Sitzen zu vermeiden“. Die Sitz-Steh-Dynamik will also einen durch Dauersitzen geprägten Arbeitsstil durch den Wechsel zwischen Sitzen und Stehen zugunsten von mehr Bewegung verändern.

 

Steh-Sitz-Dynamik dagegen beinhaltet den „Wechsel vom Stehen zum Sitzen (also von oben nach unten) mit dem Ziel, die einseitige Belastung durch langes Stehen zu vermeiden“. Steh-Sitz-Dynamik will demnach einen durch Dauerstehen geprägten Arbeitsstil durch den Wechsel zwischen Stehen, Stitzen (Stehhilfe nutzen) und Sitzen zugunsten von mehr Bewegung verändern.

 

Das Ziel beider, der Sitz-Steh-Dynamik (Sitzberufe) wie der Steh-Sitz-Dynamik (Stehberufe), ist die Verbesserung von Gesundheit, Wohlbefinden und Leistung. Dauersitzen durch längeres Stehen zu ersetzen oder umgekehrt ist der falsche Weg. Das richtige Maß und das wiederkehrende Benutzen – der Wechsel – bringt den Nutzen

 

Stehzone oder Sitz-Stehfläche?

Die Arbeitsaufgabe und die Nutzung entscheiden über die richtige Sitz-Steh-Lösung. Zu unterscheiden sind bei Sitz-Steh-Arbeitsplätzen zwei grundlegende Konzepte – das dynamisches Sitz-Steh-Zonenkonzept und das statisches Flächenkonzept.

 

Ausgehend von der Existenz verschiedener Arbeitszonen (Schreiben und Lesen; Ablage; PC-Arbeit; Besprechungen) werden beim Sitz-Steh-Zonen-Konzept einzelne Bereiche der Arbeitsfläche gezielt als feste oder variable Sitz-Steh-Zonen eingerichtet. Ziel ist, einzelne Arbeitszonen auf Stehhöhe zu verlagern, damit Impulse zum Aufstehen gegeben werden. Die Arbeitsaufgaben im Stehen sind so die wichtigen Impulsgeber für einen wiederkehrenden Wechsel.

 

In der Tradition der Sitz-Steh-Tische, die sich im technischen Büro mit dem PC und CAD zum Zeichenbrett entwickelte, ist beim Flächenkonzept das Ziel, alles im Stehen machen zu können. So wird mit einem höhenverstellbaren Sitz-Steh-Tisch mit verschiedenen Verstelltechniken die gesamte Arbeitsfläche vom Sitzen zum Stehen gebracht.

 

Formen und Voraussetzungen

Den beiden Grundkonzepten lassen sich verschiedenen Formen zuordnen (siehe Tabelle). Eine erfolgreiche Sitz-Steh-Dynamik braucht die technischen Voraussetzungen für den Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen (sog. Verhältnisprävention). Die Arbeitsaufgabe und -organisation bestimmt die Auswahl der Sitz-Steh-Lösung und nicht die potenziell bequemste Lösung, die der Bürofachhändler empfiehlt, z. B. den motorischen Sitz-Steh-Tisch. Der Wechsel bringt den Gewinn und ein motorisch verstellbarer, aber nicht genutzter Tisch ist und bleibt eine Fehlinvestition. Jedes Verhältnis ist nur so gut, wie es auch richtig genutzt wird.

 

Aus diesem Grund ist neben der für die gestellte Arbeitsaufgabe richtigen Auswahl der Sitz-Steh-Lösung die Einweisung und Aufklärung des Mitarbeiters wichtig. Die Mitarbeiter müssen gleichzeitig über den Sinn der Verhältnisse informiert werden (Verhaltensprävention). Die Optimierung des Arbeitsplatzes (Verhältnisprävention) ist so nur die notwendige, aber nicht ausreichende Bedingung für Sitz-Steh-Dynamik. Erfolgreich ist nur die Umsetzung des dynamischen Arbeitsstils durch dauerhafte Verhaltensänderung – hier ist ein Sitz-Steh-Kompetenztraining am sinnvollsten. Der Wechsel zwischen Sitzen, Stehen und Bewegen bestimmt den Nutzwert – was nutzt, wird auch benutzt.

 

Geschichte und Forschung

Mit der Idee des nachrüstbaren integrierten stehplus desk und dem Rolls hat die Firma officeplus 1992/93 die jetzige Sitz-Steh-Dynamik als Pioneer in den Markt getragen. Firmen wie BZ Plankenhorn, Leuwico, Nestler, Riefler und Reiss stellen bereits Sitz-Steh-Tische für technische Arbeitsplätze (CAD) her. Seit 1996 führen viele Bürohersteller Sitz-Steh-Tische in ihrem Programm und seit 2005 wird der motorische Sitz-Steh-Tisch von den Büromöbelherstellern beworben. Gerade der motorische Tisch ist bis heute den Beweis seines Nutzens schuldig geblieben, denn bei solchen Sitz-Steh-Arbeitsplätzen wird eine längere Sitzphase von einer längeren Stehphase abgelöst, wie der Forschungsbericht Fb 878 der BAuA belegt. Der Nutzen der Sitz-Steh-Dynamik wird aber durch einen regelmäßigen Haltungswechsel erzielt.

 

Eine vergleichende Studie über die Effizienz der verschiedenen Sitz-Steh-Konzepte liegt leider noch nicht vor. Den Beweis hat bisher ausschließlich das dem Zonenkonzept zuzuschreibende integrierte Stehpult von officeplus in der einzigen Langzeitstudie geliefert. Es ist daher keine Frage, ob überhaupt, sondern nur wie. Wie wird ein wiederkehrender Wechsel zwischen Sitzen und Stehen erreicht, denn der Wechsel macht’s. Ausführliche Infos und die Forschungsergebnisse erhalten.